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Landschaftspark Duisbug-Nord


Die Bauernschaft Lösort

Die Bauernschaft Lösort mit ihren Gehöften kann schon auf einige Jahrhunderte ihrer Geschichte zurückblicken, als sie von August Thyssen als idealer Standort für sein geplantes Hüttenwerk ausgewählt wird. An der Emscher gelegen, befand sich ihr Kern auf dem heutigen Gelände des Landschaftparks Duisburg-Nord. Erste Erwähnungen gehen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Einzelne Höfe werden schon im 14. Jahrhundert genannt. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts waren große Teile der Gehöfte Kurmundsgut und Leibgewinn des Klosters Hamborn. Sie waren also abgabepflichtig. Hundert Jahre später verkaufen die Nachfolger der Bauern das mittlerweile zu ihrem Eigentum gewordene Land an die Aktiengesellschaft für Hüttenbetrieb. Einige werden sich neue Gehöfte an anderer Stelle kaufen, andere bauen sich von dem Geld sogenannte Stadtvillen. Die Gehöfte der Bauernschaft Lösort aber werden bis 1928 verschwunden sein.

Abb. 5: Lageplan der Bauernschaft Lösort 1901, Ausschnitt aus „Hüttenpost“ 1952, 4. Jahrgang, Nr.3
Abb. 5: Lageplan der Bauernschaft Lösort 1901, Ausschnitt aus „Hüttenpost“ 1952, 4. Jahrgang, Nr.3

Der Buschmannshof

Der Buschmannshof ist bis 1806 Kurmundsgut und Leibgewinn des Klosters Hamborn. Durch ein Diskret des Großherzogs von Jülich und Cleve, Joachim Murat, wird die Abtei Hamborn aufgelöst und ihr Besitz zu Staatseigentum erklärt. Zu jener Zeit finden auch viele Ablösungen von Pachten, Gewinnen, Renten und Zehnten statt, um Geld in die Staatskassen fließen zu lassen. Auch Mathias Buschmann kauft sich zu dieser Zeit frei. Man geht davon aus, dass sein Hof mindestens aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts stammt. Als Beleg unter vielen anderen dafür dienen Daten aus der Erzählung, die als das „Mirakel vom Buschmannshof“ zumindest lokal Berühmtheit erlangt hat und schon 1664 bei einem Gerichtstermin, der Abgabestreitigkeiten zwischen dem Bauern Johann Buschmann und der Abtei Hamborn vor dem Landdrosten zu Dinslaken verhandelt wurde, Erwähnung fand.

Das „Mirakel vom Buschmannshof“ erzählt die Begegnung des Arndt vom Buschmannshof mit seinem verstorbenen Großvater, der ihm am St. Martinsabend des Jahres 1437 als Hund erscheint. Die Erzählung umfasst 40 Kapitel und ist auch ins Lateinische übersetzt worden.

Abb. 6: Buschmannshof um 1900, Quelle: Frau H. Buschmann
Abb. 6: Buschmannshof um 1900, Quelle: Frau H. Buschmann

Dem Arndt vom Buschmannshof erscheint sein verstorbener Großvater in Gestalt eines Hundes. Über Monate geht diese Begegnung, bis Arndt ihn auf Anraten des Meidericher Pastors beschwört. Nun erfährt er vom Großvater, dass dieser wegen zu Lebzeiten begangener Missetaten keine Ruhe finden kann. Nachdem Arndt für seinen Großvater Buße in Form von Messen, Bittfahrten und guten Werken getan hat, verschwindet der Geist für immer.

August Thyssen ist kein Geist, als er Ende des 19. Jahrhunderts den Nachfahren von Arndt vom Buschmannshof, Eberhard Buschmann, besucht, um dessen Hof zu erwerben. Er muss vorerst unverrichteter Dinge wieder gehen. Bei Abschied soll August Thyssen gesagt haben: „Herr Buschmann, Sie können mich noch fortschicken. Aber Ihre Enkel werden vielleicht demnächst einmal bei mir ihr Brot verdienen.“ 1910 verkauft Arnold Buschmann, der Sohn von Eberhard Buschmann, den Hof an die Aktiengesellschaft für Hüttenbetriebe.

Der Backhaushof

Abb. 7: Backhaushof um 1900, Quelle: Meidericher Bürgerverein von 1905 e.V.
Abb. 7: Backhaushof um 1900, Quelle: Meidericher Bürgerverein von 1905 e.V.

Der Backhaushof, nach Gerhard Kerskens, seinem letzten Namensträger auch Kerskenshof genannt, ist der zweitgrößte Hof in der Bauernschaft. Aufgrund alter Flurkarten gibt es Annahmen, dass der Backhaushof Anfang des 15. Jahrhunderts vom Buschmannshof abgetrennt wurde. 1904 geht er in den Besitz der Industrie über. Bis 1911 dient das Hofgebäude noch als Wohngebäude für höhere Beamte der Thyssenbetriebe. Dann muss es den Gießereihallen der Aktiengesellschaft für Hüttenbetrieb weichen.

Übrig geblieben ist die Geschichte von einem „klugen Knecht“ auf dem Backhaushof. Dessen Herr befiehlt ihm, da es bei einem Besuch schon spät geworden ist, zu schauen, ob es draußen mondhell ist. Der Knecht geht daraufhin nach draußen, leuchtet mit seiner Laterne herum und vermeldet dann seinem Herr, dass es dunkel wäre und weder Mond noch Sterne zu finden seien.

Der Dörnemannshof

Der Dörnemannshof hatte hinter hohen Bäumen versteckt und mit seinen fruchtbaren Äckern und blühenden Bäumen eine idyllische Lage. So gesehen hat es jedenfalls ein Zeitzeuge, der den Hof noch kannte. Der Name stammt wahrscheinlich von den dornigen Schutzhecken ab, die das Gehöft vor Wölfen und anderen ungebetenen Gästen schützen sollte. 1928 wurde der Hof abgerissen. Dort entstand ein Lager für Mangan-Eisen. Wilhelm Dörnemann, der letzte Bauer des Hofes, ging nach Pont bei Geldern und erwarb dort einen neuen Hof. Im Alter von 90 Jahren starb er 1948 und ist auf dem Meidericher Friedhof beigesetzt.

Der Hörstgenshof

Der Hörstgenshof lag an der Emscherstraße, südlich der Emscher, im späteren Gebiet des Hüttenwerkes im Bereich der Kühltürme. Der Hof ist Kurmundsgut und Leibgewinn des Kloster Hamborn. Erste Erwähnungen reichen über das 16. Jahrhundert hinaus.

Der Bremmenkampskath

Die Höfstätte Bremmenkamp lag ein wenig hinter dem Bereich, wo später die alte Verwaltung an der Lösorter Straße entstand. Auch er war bis Anfang des 19. Jahrhunderts Kurmundsgut und Leibgewinn vom Kloster Hamborn. Aufzeichnungen der Abtei Hamborn, die aus dem 17. Jahrhundert datieren, zeugen davon , dass auch dieser Hof auf eine lange Geschichte zurückblicken kann.

Der Ingenhammshof

Abb. 8: Ingenhammshof um 1900, Quelle: Stadtarchiv Duisburg
Abb. 8: Ingenhammshof um 1900, Quelle: Stadtarchiv Duisburg

Der Ingenhammshof ist der einzige noch bestehende Hof der damaligen Bauernschaft Lösort. Er hat viel gesehen. Die marodierenden Soldaten des Dreißigjährigen Krieges ebenso wie die „requitierenden“ Spartakisten nach dem ersten Weltkrieg. Der letzte Namensträger Wilhelm Ingenhamm hat seinen Hof auch an August Thyssen verkauft. Vom Erlös erwarb er einen anderen Hof in Hattingen. Der Ingenhammshof wurde jedoch weiter verpachtet und als „Werkshof“ diente er noch viele Jahrzehnte als Zulieferer und Fuhrunternehmen für das Hüttenwerk. Er wurde sogar nach dem zweiten Weltkrieg instand gesetzt und modernisiert. Heute ist der Ingenhammshof ein Lehr-und Lernbauernhof und ist in das Konzept des Landschaftsparks Duisburg-Nord integriert.